Wenn die Gedanken kreisen und die Freude schwindet
Eine Depression ist gekennzeichnet durch gedrückte Stimmungslage, Grübeln und Gedankenkreisen, dem Gefühl von Hoffnungs- und Freudlosigkeit und einem verminderten Antrieb, zudem können verschiedene Ängste auftreten. Leistungsfähigkeit, Interessen und Lebenssinn gehen verloren, auch die Denkfähigkeit leidet. In der Folge kommt es oft zu einem Rückzug aus dem sozialen Umfeld und Vereinsamung. Häufig bestehen auch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Unruhe, Appetitlosigkeit oder Erschöpfung. Die Symptome können als einmalige Episode oder wiederholt und in verschiedenen Schweregraden auftreten. Man spricht dann von einer leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episode, bei letzterer kann es auch zum Auftreten von eigenartigen Zuständen wie dem Hören von Stimmen oder für andere Menschen nicht nachvollziehbare Gedanken kommen, dann spricht man von sogenannten psychotischen Symptomen.
Mögliche Ursachen
Bezüglich der Entstehung geht man heute gemäß dem „Stress-Vulnerabilitäts-Modell“ davon aus, dass besondere Belastungsfaktoren, z.B. ein hohes Stress-Erleben in einer Prüfungsphase, im Zusammenhang mit einer genetischen Veranlagung („Vulnerabilität“), zum Ausbruch der Erkrankung führen können. Seltener spielen auch organische Erkrankungen des Gehirns, z. B. ein Schlaganfall, eine ursächliche Rolle. Dann spricht man von organischer Depression. Durch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn, insbesondere ein Mangel an Serotonin und Noradrenalin, werden die depressiven Symptome ausgelöst. Die bei der medikamentösen Behandlung eingesetzten Wirkstoffe zielen daher auf eine Behebung dieses Mangels und eine Wiederherstellung des Gleichgewichts der Botenstoffe ab.
Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Schweregrad kann bei einer akuten depressiven Episode zunächst ein stationärer Krankenhausaufenthalt nötig sein. Allerdings bestehen nach Abklingen der akuten Symptome nicht selten Funktionseinschränkungen wie Antriebsminderung, Stimmungsschwankungen und reduzierte Belastbarkeit fort, die eine Rückkehr in das gewohnte Leben erschweren. In solchen Fällen ist eine Rehabilitation nach einem akut-stationären Krankenhausaufenthalt sinnvoll, wie sie in unserem Hause angeboten wird. Die Rehabilitation kann in stationärem oder ambulantem Setting erfolgen.
Viele wissenschaftliche Untersuchungen konnten belegen, dass sich eine kombinierte Behandlungsstrategie mit Medikamenten und Psychotherapie als besonders wirksam erweist. Als dritte therapeutische Säule zeigte sich die sogenannte „Sozio-“ oder „Milieu-Therapie“, d.h. ein gesundheitsförderliches soziales Umfeld, wie z.B. eine therapeutische Wohngruppe.
Perspektiven für die Betroffenen
Verständnis für die eigene Erkrankung zu gewinnen, die Zusammenhänge von Symptomen, hirneigenen Stoffwechselvorgängen und Behandlungsansätzen zu erfassen und daraus Verhaltensempfehlungen abzuleiten, ist Ziel der sogenannten Psychoedukation. Eine wichtige Rolle spielt auch das Erkennen von Frühwarnzeichen und der eigenen Belastungsgrenzen. Individuell erarbeitete Bewältigungsstrategien können bei der Verarbeitung von Stress-Erleben und anderen Belastungssituationen helfen.
Um eine langfristige psychische Stabilität zu erreichen, kann letztlich auch eine der Erkrankung und den Funktionseinschränkungen angepasste Lebens- und Zukunftsplanung erforderlich sein. In beruflicher Hinsicht gibt es viele Möglichkeiten, die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern, z.B. mit einer unterstützten Ausbildung oder einer Umschulung zu einem leidensgerechten Beruf. Bei der Alltagsbewältigung wird z. B. durch Betreutes Einzelwohnen (BEW) Unterstützung angeboten. Eine Therapeutischen Wohngruppe bietet noch umfassendere Begleitung und zudem die Vorteile einer sozialen Gemeinschaft.